CRM - nach der Läuterung eine neue
Erkenntnis
„Customer Relationship Management“ oder kurz CRM hat in den
letzten Monaten und Jahren als Schlagwort eine Bekanntheit und Popularität
erreicht, wie kaum ein anderer Begriff. Doch dem teils euphorischen Aufbruch
in ein neues (Marketing-) Zeitalter folgten in vielen Unternehmen Ernüchterung
oder gar Frustration.
Ist die Ära des CRM bereits wieder vorbei? Wohl kaum, denn betrachtet
man die Grundidee von CRM - die vollumfängliche Ausrichtung von Prozessen,
Strukturen, IT-Systemen und Marketing-Anstrengungen auf die Bedürfnisse
von Kunden und Interessenten - so liegt der Schluss nahe, dass die Unternehmen
auch in Zukunft an diesem Thema immer weniger vorbeikommen werden.
Viel wurde analysiert und geschrieben, was in CRM-Projekten alles schief
laufen kann. Weder sollen an dieser Stelle zum x-ten Mal die Stolpersteine
noch die kritischen Erfolgsfaktoren des CRM wiederholt werden. Viele Unternehmen
haben sich in der Zwischenzeit die entsprechenden (und natürlich durchaus
korrekten) Empfehlungen mit Erfolg zu Herzen genommen. Doch zwei Erfolgsfaktoren
gewinnen immer mehr an Bedeutung: das eigentliche Management von (Kunden-)
Beziehungen sowie das Dialog-Marketing. Immer häufiger muss leider
festgestellt werden, dass viele Unternehmen zu wenig Ahnung davon haben,
wie Beziehungen und Dialoge grundsätzlich funktionieren. Eine Unterlassung
mit verheerender Wirkung!
Statt teurer Technik und strategischen Konzepten täten viele Unternehmen
und Marketing-Experten besser daran, sich auf die (alt bekannten) Regeln
einer funktionierenden Beziehung oder eines erfolgreichen Dialoges zu
erinnern. Damit soll aber nicht kein neuer „Retrotrend“, sondern
eher eine Rückbesinnung auf den gesunden Menschenverstand propagiert
werden.
Ohne Wissen, wie Beziehungen funktionieren, kein Erfolg im CRM
Eigentlich ist es doch erstaunlich, wie viele Unternehmen von CRM (auf
deutsch Kundenbeziehungs-Management) sprechen und dabei offensichtlich
nicht berücksichtigen, was eine Beziehung ist oder wie sie funktioniert.
Hier einmal ein paar (sicherlich subjektiv ausgewählte) Aspekte,
die es zu bedenken gilt: Beziehungen basieren auf Vertrauen, sie müssen
aufgebaut sowie gepflegt werden und brauchen Zeit. Weiter müssen
Beziehungen einen individuellen und beidseitigen Nutzen bringen, denn
nur dann lohnt sich der damit verbundene Aufwand. Auch sind Beziehungen
immer etwas Emotionales und meistens basieren sie auf einem Dialog.
Alle diese grundsätzlichen Erkenntnisse über Beziehungen geben
eindeutige Hinweise für ein erfolgreiches (Kunden-) Beziehungsmanagement.
Nur wer obige Grundaussagen in seinem (Kunden-) Beziehungs-Management
berücksichtigt, wird damit Erfolg haben. Eigentlich ist das bisher
Gesagte völlig selbstverständlich und altbekannt. Dennoch sollen
an dieser Stelle ein paar Tipps für ein erfolgreiches CRM aus dem
Gesagten abgeleitet werden: Je wichtiger eine (Kauf-) Entscheidung für
jemanden ist, desto länger kann es oftmals dauern bis der Entschluss
gefasst ist. Entsprechend sind Geduld und v.a. aber auch ein schrittweises
Begleiten zum Kauf angesagt. Definieren Sie den typischen Weg zum Kauf
Ihres Produktes oder Ihrer Dienstleistung, überlegen Sie welche
Einzelschritte ein Interessent typischerweise geht und wie Sie die Entscheidung
für Sie positiv beeinflussen können. Geben Sie dem Interessenten
die Zeit, die er braucht, aber „bleiben Sie dran“ und führen
Sie ihn so zum Erstkauf! Zwar alles selbstverständlich, aber immer
noch liegt der Hauptgrund, wieso Geschäfte nicht zustande kommen
daran, dass irgendwann einmal der Kontakt (unkontrolliert) abbricht.
Nach dem Erstkauf geht die Vertrauensbildung und die Beziehung an sich
eigentlich erst los. Holen Sie dort den Neu-Kunden in seiner speziellen
Situation ab. Diese ist häufig geprägt durch Unsicherheit
im Zusammenhang mit dem Kauf. Bestätigen Sie ihn in seiner Entscheidung
und geben Sie Sicherheit, dass das (Kauf-) Verhalten richtig war. Die
Erfahrung zeigt, dass es kaum einen Zeitpunkt gibt, an welchem Sie eine
so hohe Aufmerksamkeit in der Kommunikation geniessen. Senden Sie nicht
nur eine Auftragsbestätigung, sondern bestätigen Sie den Kauf
und sorgen Sie vor allem dafür, dass alles reibungslos läuft
und der Neukunde eher etwas mehr erhält, als er erwartet. Überraschen
Sie den neu gewonnenen Kunden. Pflegen Sie darauf die Kundenbeziehung,
bauen Sie Vertrauen auf, investieren Sie in die Kundenbeziehung. Aber
lieben Sie oder langweilen Sie auf der anderen Seite den Kunden nicht
zu Tode! Besonders bewährt hat sich hier der Ansatz der ereignisorientierten
Kundensegmentierung. Identifizieren Sie (häufig individuelle) Ereignisse
im Leben Ihres Kunden (z.B. Jahrestag des Erstkaufes, Produkegeburtstag,
aussergewöhnliches Verhalten usw.) und nehmen Sie das als Anlass
zur (entsprechend individuellen) Kommunikation. Selbstverständlich
können solche Ereignisse auch für Zusatzverkäufe genutzt
werden (Cross-Selling, Up-Selling) - doch diese funktionieren nur,
wenn der Kunde zufrieden und ein Vertrauensverhältnis vorhanden
ist.
Bei all diesen Ideen muss immer berücksichtigt werden: lohnt sich
der damit verbundene Aufwand auch. Entsprechend müssen die Kundenbeziehungen
nach deren Wert untersucht werden. Obwohl dieser Gedanke jetzt durchaus
hart und sehr ökonomisch klingen mag - in der Grundidee ist
er in jeder Beziehung feststellbar. Beziehungs-Management ist immer auch
(Kunden-) Wertmanagement.
Ohne Wissen, wie ein Dialog funktioniert kein Erfolg im CRM
Betrachten wir noch einen zweiten Aspekt: Beziehungen und CRM brauchen
Dialog und Kommunikation. Ein Dialog zwischen Menschen ist ein zweiseitiger
Datenaustausch, ein Hin- und Her. Es werden mit anderen Worten immer
wieder Daten ausgetauscht und verarbeitet. Weiter basiert ein Dialog
immer auf Respekt und Vertrauen, welche durch den Dialog selber auch
wieder aufgebaut werden sollen. Dialoge funktionieren nur dann, wenn
man sich in das Gegenüber hineinversetzt, dessen Situation kennt
und berücksichtigt, um dann die Kommunikation entsprechend anzupassen.
Die Führung eines Dialoges ist aufwändig und sollte dementsprechend
allen Beteiligen einen Nutzen bringen.
Natürlich gäbe es noch viele weitere Faktoren hinzu zu fügen.
Doch nur schon die Übertragung dieser wenigen Aspekte auf die (CRM-)
Kommunikation würde in vielen Unternehmen zu einer enormen Verbesserung
des Kundenbeziehungs-Managements führen. Bei der Umsetzung obiger
Gedanken zum erfolgreichen Dialog wird eines ganz deutlich: CRM-Kommunikation
ist direkte Kommunikation. Demzufolge kommuniziert derjenige erfolgreich
im CRM der die Grundregeln des Direkt- und Dialog-Marketing anwendet:
datenbasiert und damit individuell, systematisch und damit mehrstufig,
kreativ und damit emotional, reaktionsauslösend und damit messbar
sowie effektiv (nicht nur effizient) und damit ökonomisch.
Ein paar abschliessende Gedanken
Diese Ausführungen sollen keinesfalls lehrmeisterhaft wirken. Sie
sind nur aus der tiefen Überzeugung heraus entstanden, dass es heute
in CRM-Projekten häufig an den Basics in Sachen Beziehungen und
Dialog mangelt. Unsere Erfahrung zeigt, dass ein konsequentes Einnehmen
der Kundensicht und ein gleichzeitiges Hinterfragen der Prozesse hinsichtlich
der dargestellten Basics erstaunliche Resultate bringt. Mit anderen Worten:
Spielen Sie in Ihrem Unternehmen wieder einmal Kunde oder Interessent!
Dr. oec. HSG Christian Huldi
Dr. Christian Huldi promovierte mit dem Thema „Database-Marketing“.
Er beschäftigt sich seit 15 Jahren in Theorie und Praxis rund um
dieses Thema und berät als Senior Consultant für Customer Relationship
Management (CRM), Direkt- und Database-Marketing diverse Unternehmen
im In- und Ausland. Gleichzeitig ist er Stellvertretender Leiter der
gesamten RBC Gruppe. Schliesslich ist C. Huldi Vorstands-Mitglied des
Schweizerischen Direktmarketing Verbandes (SDV) sowie Initiator und Programm
Manager des in der Schweiz ersten umfassenden CRM-Lehrganges an der Fachhochschule
St. Gallen.
Eckdaten:
RBC Consulting AG
Dr. oec. HSG Christian Huldi
General-Wille-Str. 144, Postfach
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Fax + 41 (0) 1 / 925 37 47
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